Gesundheit
Konrad Schily, Uwe Barth, Daniel Bahr
Konrad Schily, Uwe Barth, Daniel Bahr

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht neue Details aber auch neue Irrungen und Wirrungen zur Gesundheitsreform gemeldet werden. Um einen Überblick aus erster Hand zu ermöglichen, lud der FDP-Bundestagsabgeordnete und Landesvorsitzende Uwe Barth Thüringer Vertreter der Gesundheitsbranche nach Berlin ein. Neben angestellten und praktizierenden Ärzten reisten ebenfalls Vertreter der Apotheker-, Reha- und Pharmabranche an. Neben Barth klärten die FDP-Gesundheitsexperten Dr. Konrad Schily und Daniel Bahr über die schwierige Problemlage auf.

Insbesondere wurde dabei das Modell des Gesundheitsfonds erläutert. Dieser sehe einen Einheitsbeitrag vor, der von der Politik festgesetzt werde. Hierbei bestehe die große Gefahr, dass wegen fast ständig anstehenden Wahlen die Beitragssätze zum Gegenstand politischer Einflussnahme werden. Solcherart verordnete Beitragsstabilität sei jedoch - insbesondere bei schwierigen Haushaltssituationen - nur um den Preis nachlassender Leistungen zu haben. Deutschland sei heute in der Medizin Weltspitze. Durch die geplante Gesundheitsreform würde dieses Niveau fast zwangsläufig sukzessive sinken.

Die FDP lehnt einen solchen Kassensozialismus ab. Ziel muss sein, einen echten Wettbewerb unter den Kassen zu etablieren. Wir müssen weg von der Versicherungspflicht hin zu einer Pflicht zu Versicherung. Wegen der demografischen Entwicklung führt kein Weg daran vorbei, werden wir die umlagefinanzierten Krankenkassen in ein kapitalgedecktes System zu überführen. Dies führt zu einem schlanken und effizienten Kassen- und Gesundheitswesen.

Von der Vertreterin der Apotheken wurde kritisiert, dass die Krankenkassen z. T. bei ihren Mitgliedern um die Nutzung sog. Versandapotheken werben würden. Durch Umsatzeinbußen bei den ortsansässigen Apotheken führe dies zwangsläufig zu Entlassungen und damit zu Qualitätsverschlechterungen. Anders seien die höheren Kosten gegenüber den Versandapotheken wie etwa verpflichtende Labors nicht zu finanzieren. In eine ähnliche Kerbe schlugen die Ärztevertreter. Die Ärzte seien nunmehr angehalten die günstigsten Medikamente zu verschreiben. Was sich zunächst gut anhöre, entpuppe sich bei genauerem Hinsehen als schwerer Fehler. Immerhin sind besonders Nachahmerprodukte günstiger als die Originale. Wirk- und Zusatzstoffe könnten allerdings bei den Billigprodukten unterschiedliche Nebenwirkungen verursachen. Der Abgeordnete Schily nahm einen Lösungsvorschlag aus dem Gespräch für eine mögliche Initiative auf: Vorgeschlagen wurde, Gesundheitsleistungen nicht alleine nach dem Preis, sondern vor allem nach qualitativen Gesichtspunkten auszuschreiben.

Im Anschluss an die Gespräche erhielten die Teilnehmer noch einen besonderen Einblick. Im Bundestag verfolgten sie von der Besuchertribüne aus die aktuelle Debatte zum Gesundheitshaushalt. Dadurch konnten sie einen besonderen Eindruck von der politischen Auseinandersetzung erhalten, die sich später konkret auf das Arbeitsleben auswirken wird.