Beziehungen zwischen Kanada und Thüringen ausbauen
Fraktionsvorsitzender Uwe Barth, MdL
Fraktionsvorsitzender Uwe Barth, MdL

Der kanadische Botschafters S.E. Dr. Peter M. Boehm besuchte auf Einladung der FDP-Landtagsfraktion vom 23. bis 24. September Thüringen. Zum Abschluss war er am Freitag zusammen mit dem Vorsitzenden der FDP-Landtagsfraktion Uwe Barth bei der Jenoptik AG und der Mikrotechnik und Sensorik GmbH in Hermsdorf zu Gast. Dort konnte er sich von der Leistungsfähigkeit der Thüringer Wirtschaft und der Attraktivität des Standortes überzeugen. Am ersten Tag seines Thüringen-Besuches war Boehm u.a. mit dem Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Wirtschaft Stephan Fauth und der FDP-Fraktion zu einem Gespräch zusammen gekommen. "Ich freue mich, dass es mit dem Besuch in Thüringen auf Einladung der FDP-Landtagsfraktion geklappt hat", sagte Boehm, der sich bislang zweimal mit Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU), aber noch nicht mit Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD) getroffen hat. "Mit der Einladung hochrangiger Diplomaten nach Thüringen wollen wir einen Beitrag leisten, um die internationalen Kontakte zu vertiefen und neue mit Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung zu knüpfen", betonte Barth. Der Botschafterbesuch in Erfurt war der hochrangigste internationale Besuch bei den Liberalen im Freistaat und wohl die erste Einladung dieser Art, die durch eine Landtagsfraktion erfolgte.

Der Export von Thüringen nach Kanada sei zwar von 8,5 Mio. auf 23 Mio. Euro gestiegen, der Anteil betrage aber dennoch nur 0,5 Prozent erläuterte in dem Gespräch beim Verband der Wirtschaft, Hauptgeschäftsführer Fauth. "Da kann man noch etwas tun", zeigten sich beide Seiten überzeugt. Der Botschafter hofft auf ein Freihandelsabkommen mit der EU, das in zwei Jahren zum Abschluss könnte. Der Handel mit Europa würde dann sprunghaft steigen. Die Beziehungen zu den neuen Bundesländern müssen allmählich ausgebaut werden, so Boehm. "Thuringia" sei noch nicht so bekannt, auch wenn man bei Olympia in Kanada gezeigt habe, was so ein kleines Land leisten kann. Als Kernland der Reformation müsse man Thüringen in Kanada, wo viele Lutheraner lebten, bekannter machen und den Tourismus ankurbeln. Hierzu sei gezielte Werbung nötig. Für Kanada seien ähnlich wie in Thüringen die erneuerbaren Energien, Photovoltaik oder die Automobilzulieferbranche wichtige Wirtschaftszweige. Neben der wirtschaftlichen Zusammenarbeit sei es auch wichtig, die menschlichen Beziehungen auszubauen, betonte Boehm. Der Schüler- und Studentenaustausch sei in Abkommen zwischen den Ländern und Provinzen sinnvoll zu vereinbaren. Derzeit kämen rund 5.000 Studenten aus Deutschland pro Jahr nach Kanada. In umgekehrter Richtung seien es leider nur 500, berichtete der Botschafter.

In einer gut besuchten Abendveranstaltung im Luthersaal des Erfurter Augustinerklosters konnte der Botschafter am Donnerstag mehr als 100 Thüringern sein Heimatland vorstellen. "Wir werden uns immer aber auch nach Europa orientieren, denn wir sind uns unserer Wurzeln bewusst", sagte der Botschafter, dessen Eltern aus Siebenbürgen nach Kanada eingewandert sind. Deutschland sei eines der wichtigsten Tore nach Europa, Kanada der drittgrößte Investor. Beide Länder hätten die Wirtschaftskrise überwunden und stünden mit aktuell guten Wachstumsprognosen da. "Um unseren Fachkräftebedarf zu decken, suchen wir weltweit fähige Leute", sagte er mit Blick auf die 250.000 Einwanderer, die pro Jahr nach Kanada kommen. Die Integration der Neuankömmlinge, die man in Kanada nicht als Migranten sondern als "Newcomer" bezeichnet, funktioniere sehr gut. Die längeren Erfahrungen als Einwanderungsland sowie eine aktive Einwanderungspolitik seien dabei sicher hilfreich", so der Botschafter. "Wir haben alle einen Migrationshintergrund." In der anschließenden spannenden Diskussion standen Themen wie die Außenpolitik Kanadas, die Parteienlandschaft und Gesundheitspolitik im Mittelpunkt. Der Botschafter, der seit zwei Jahren in Deutschland ist, zeigte sich auch als scharfer Beobachter der hiesigen Politik, der aber als "guter Diplomat, keine Ratschläge geben wollte".

Die Reihe "Internationaler Abende" der FDP-Landtagsfraktion soll mit der Einladung namhafter Persönlichkeiten aus der Diplomatie, der internationalen Politik und der Wirtschaft nach Thüringen fortgesetzt werden.

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