Gesundheitspolitik
Pressekonferenz der FDP mit Vertretern der Kassen
Pressekonferenz der FDP mit Vertretern der Kassen

Dem drohenden Ärztemangel will die FDP-Fraktion im Thüringer Landtag mit der Umsetzung eines "Drei-Säulen-Programmes" entgegenwirken. Der gesundheitspolitische Sprecher Marian Koppe stellte das Konzept jetzt in Erfurt zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung und Vertretern großer Krankenkassen der Öffentlichkeit vor. Das Maßnahmenpaket umfasst eine Ausnutzung der neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen des Bundes für Thüringen, die Stärkung der Medizinerausbildung sowie den Ausbau der kommunalen Verantwortung.

Koppe warf der Landesregierung vor, dass Problem des Ärztemangels zu verharmlosen und zu wenig dagegen zu unternehmen. "Der Ärztemangel ist kein künftiges Schreckensszenario, sondern bereits heute eine spürbare Tatsache." Laut Kassenärztlicher Vereinigung fehlten im Mai 2012 im Land Thüringen bereits 244 Hausärzte und 25 Fachärzte. Bis 2020 ergebe sich allein in Thüringen ein Bedarf an 1.588 Hausärzten und 1.645 Fachärzten.



Mit dem Gesetz zur Verbesserung der Versorgungsstrukturen in der gesetzlichen Krankenversicherung habe die Bundesregierung Weichenstellungen vorgenommen, damit das Gesundheitswesen auch in Zukunft allen Menschen eine hochwertige, bedarfsgerechte und wohnortnahe medizinische Versorgung gewährleisten könne, sagte Koppe. Diese Möglichkeiten geltes es auf Landesebene richtig zu nutzen. "Entscheidend für eine erfolgreiche Umsetzung ist die Bereitschaft aller Akteure im Gesundheitswesen innerhalb ihres Verantwortungsbereichs die Potentiale der Gesetzesänderungen auszuschöpfen.

Zur Stärkung der medizinischen Ausbildung in Thüringen will die FDP-Fraktion 25 Studienplätze für Medizin pro Semester mehr schaffen. Die Kosten von insgesamt rund 830.000 Euro pro Jahr könnten im Haushalt 2013/14 z.B. durch Abschaffung des Landeserziehungsgeldes gedeckt werden, sagte Koppe auf Nachfrage des MDR. Außerdem plädierte der liberale Gesundheitspolitiker für eine Steuerung des Ausbildungszugangs. So solle man eine 10-prozentige "Landarztquote" bei der Vergabe der Studienplätze in Thüringen festschreiben. Das Versorgungsstrukturgesetz bietet die Möglichkeit, dass Kassenärztliche Vereinigung und Krankenkassen einen gemeinsamen Strukturfonds bilden, aus dem Maßnahmen gegen Ärztemangel finanziert werden können. Daraus ließen sich z.B. Studienbeihilfen für Thüringer Medizinstudenten finanzieren.

Außerdem halten die Liberalen den Aufbau einer Hausarztförderung der Landkreise für erforderlich. Die Koordinierunsstelle müsse beim jeweiligen Landratsamt angesiedelt werden und im ambulanten Bereich bei der Aus- und Weiterbildung junger Ärzte intensiv mit den Akteuren vor Ort zusammenarbeiten. "So kann es gelingen, Mediziner über Mentorenprogramme bereits in der Ausbildung in die Versorgungsstrukturen des ländlichen Raums einzubinden und ihnen das Rüstzeug zu geben, eine eigene Allgemeinarztpraxis zu führen." Außerdem müsse man es den Kommunen ermöglichen günstige Praxisräume und Grundstücke für die Niederlassung von Ärzten zur Verfügung zu stellen.

Der Hauptgeschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringens Sven Auerswald begrüßte die Vorschläge der FDP-Fraktion, auf denen man aufbauen könne. Die Fördermöglichkeiten würden derzeit bei weiten nicht ausgeschöpft. Andere Bundesländer hätten bereits eigene "Landarztprogramme" aufgelegt. Dadurch sei Thüringen im Wettbewerb um die Mediziner zum nachlegen gezwungen. "Alle drei Säulen sind wichtig", sagte der Landesgeschäftsführer Mitte der Barmer-Krankenkasse, Paul-Friedrich Loose, um ein großes Problem anzugehen, für das es keine einfachen Lösungen gebe. Guido Dressel, Leiter der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse Thüringen, dankte der FDP, dass sie mit ihrem Programm auf das Problem aufmerksam mache. Bislang werde der Thüringenbezug bei der Studienplatzvergabe zu wenig beachtet. Man müsse nachsteuern, um Landeskindern einen besseren Zugang zum Medizinstudium zu ermöglichen. "Die Thüringer brauchen 2020 nicht den höchsten Anteil an erneuerbarer Energie, sondern eine gute medizinische Versorgung", sagte Dressel. Dazu brauche man eine abgestimmte Strategie, "unabhängig von der politischen Farbenlehre".

Zur Seite der FDP-Fraktion im Thüringer Landtag