Montag: "Brauchen mehr Mut in der Pflegepolitik"
Robert-Martin Montag
Robert-Martin Montag

Die Thüringer Freidemokraten wollen dem Fachkräftemangel in der Pflege offensiv begegnen. So soll die bisherige Taten- und Ideenlosigkeit der Thüringer Landesregierung bei der Bewältigung des Fachkräftemangels im Freistaat überwunden werden.

Die Pflegeinitiative der Liberalen umfasst dabei drei zentrale Punkte, die Übernahme von "Best-Practice-Modellen" anderer Bundesländer bei der Fachkräftegewinnung, die Unterstützung der Thüringer Ausbildungswilligen durch anteilige Übernahme des Schulgeldes in privaten Pflegeschulen und den Ausbau eine flächendeckenden SAPV-Versorgung (Spezialisierte ambulante Palliativ Versorgung).

Während Thüringen seit 2012 geduldig auf erste Ergebnisse des Pflege-Paktes wartet, sind andere aktiv geworden. So haben der Arbeitgeberverband Pflege gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit ein erfolgreiches Pilotprojekt gestartet. Hier sind innerhalb von drei Jahren 150 ausländische Fachkräfte ausgebildet, sprachlich geschult und mittlerweile in Hessen, Hamburg und Baden-Württemberg in der Versorgung tätig. "Diese erfolgreiche Entwicklung geht am Freistaat vorbei. Dabei könnten hier gezielte Vernetzung durch das Thüringer Sozial- und Gesundheitsministerium und Angebote der Agentur für Arbeit an die Thüringer Pflegewirtschaft für dauerhafte Lösungen sorgen", so Montag.


In Thüringen gibt es lediglich zwei staatliche Berufsschulen, die Pflegeberufe ausbilden. Dadurch sind die Ausbildungskapazitäten erheblich begrenzt. Das Angebot ergänzen private Pflegefachschulen, deren Besuch jedoch Schulgeld kostet, welches die Auszubildenden selbst aufbringen müssen. Das ist einer der Gründe, weshalb es im Bereich der Pflegeberufe ein Nachwuchsproblem gibt. Daher wollen die Freien Demokraten eine Übernahme von Schulkosten an privaten Ausbildungsstätten, wenn die Absolventen in Thüringen verbleiben. Finanziert werden soll dies durch die Träger der Pflegeversicherung. "Wir sind der Überzeugung, wer eine Leistung anbietet und Policen ausstellt, muss auch mit dafür sorgen dass die Leistung erbracht werden kann", begründet Montag den Vorschlag.

Die Palliative Care ist die Pflege am Ende des Lebens. Ziel ist es die Lebensqualität solange, so hoch wie möglich zu halten. Der Wunsch vieler Betroffenen ist es möglichst im Kreise der Familie zu verbleiben. Dies gelingt jedoch nur, wenn es flächendeckende Angebote der ambulanten Palliativversorgung gibt. Hier zeigen sich in Thüringen allerdings noch Lücken. "Die Anforderungen an die Ärzte sind hier enorm. Daher haben sich bisher lediglich 33 Ärzte im Freistaat weiterbilden lassen. Statt das Geld in eine teure Imagekampagne zu investieren, sollte das Thüringer Sozial- und Gesundheitsministerium also lieber konkrete Hilfestellung bei der Versorgung mit SAPV leisten und diese dringend benötigte Zusatzqualifikation finanzieren", so der Freidemokrat weiter.

"Leider bleibt festzustellen, dass bisher in Thüringen seit der Verabschiedung des Paktes nichts passiert ist, während in anderen Bundesländern die ersten Fachkräfte ihre Tätigkeit bereits aufgenommen haben. Wir Freidemokraten wollen mit dieser Initiative wieder Schwung in die Debatte bringen und so endlich zu belastbaren Ergebnissen bei der Weiterentwicklung der Pflege in Thüringen kommen", so Montag abschließend.


Nach Einschätzung des Arbeitgeberverbands Pflege fehlen in Deutschland derzeit 30 000 Pflegefachkräfte. Bis 2030 werden weitere 175 000 Pflegefachkräfte benötigt, da die Zahl der Pflegebedürftigen in den nächsten 15 Jahren auf 3,3 Millionen Bundesbürger steigen wird.(Quelle: "Pflegeheim Rating Report" des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI))