Der Bleicheröder Bürgermeister hat für die Sommermonate einen Fotowettbewerb unter dem Motto "Mach Dir ein Bild von Deiner Stadt" ausgeschrieben.
Rainer Rodekirchen, der Vorsitzende des FDP-Ortsverbands, ist zwar nicht Bürger von Bleicherode, fühlt sich aber durchaus angesprochen.
Bei angemessener Auslegung des Mottos läßt dieses sich erweitern um den Untertitel "Mach Dir ein Bild von Deiner Erfüllenden Gemeinde". Warum auch nicht, schließlich wirbt die Stadt mit Blick auf die Umlandkommunen für Eingemeindungen.
Das von Rodekirchen am Straßenrand entdeckte Motiv suggeriert in den Farben der FDP, daß der Weg zwangsläufig nach Bleicherode führt. Und das womöglich auch noch im Autobahntempo. Politisch kann das Straßenbauamt die Beschilderung nicht gemeint haben. Straßenbauämter sind ja völlig unverdächtig, sich in die Politik einmischen zu wollen.
Nun, geht der politische Weg der Umlandgemeinden wirklich gen Bleicherode? - Tatsache ist doch, daß die Einwohner der Dörfer ihre Eigenständigkeit schätzen gelernt haben.
Hierzu Rainer Rodekirchen: "Freiheit und Selbstbestimmung entsprechen einem Urverlangen des Menschen. Die freiwillige Aufgabe der Eigenständigkeit ist ein schwerer und auch gewagter Schritt, zu dem Bürger erst bereit sind, wenn eine breite Vertrauensbasis geschaffen worden ist."
" Diese", so der FDP-Politiker weiter, "erreicht man nur im gleichberechtigten Umgang miteinander. Nur Verhandlungen in übereinstimmender Augenhöhe, ohne Einverleibungstendenzen einerseits und ohne gebeugten Rücken andererseits werden verhindern, daß es zu Identitätsverlusten kommt."
Auf die Frage, was das in der Praxis bedeuten kann, präzisiert Rainer Rodekirchen: "Praktisch heißt das, daß das Mitspracherecht bezüglich der Belange der eigenen Gemeinde auch nach einer Eingemeindung gewährleistet bleiben muß. Oder noch konkreter: Die Bürger wollen z.Bsp. ihre Friedhofssatzung behalten und nicht die der Stadt übergestülpt bekommen. Hier geht es dann, wie so oft, auch um Geld."
05Sep