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Interview
Guido Westerwelle (MdB)
Guido Westerwelle (MdB)

Berlin. Der FDP-Partei- und -Fraktionsvorsitzende DR. GUIDO WESTERWELLE gab dem "Donaukurier" (Donnerstag-Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte MICHAEL SCHMATLOCH:


Frage: Sie waren erst vor kurzem in Ingolstadt, einer Stadt, die maßgeblich von der Autoindustrie lebt. Wenn wir versuchen, etwas in die Zukunft zu schauen, was muss passieren, damit Ingolstadt in 10, 20 oder 30 Jahren noch genauso gut leben kann wie heute?

WESTERWELLE: Dafür braucht Deutschland Rahmenbedingungen wie ein einfacheres, niedrigeres und gerechteres Steuersystem, geringere Lohnzusatzkosten, den Abbau von Bürokratie und vor allem eine forschungsfreundliche Politik. Damit so große Firmen wie Audi in der Welt auch in Zukunft eine Chance haben.

Frage: Was ist die Position der FDP in Sachen Zukunftstechnologien?

WESTERWELLE: Die Elektromobilität wird in kurzer Zeit nicht mehr nur ein Nischen-Thema sein. Der technologische Fortschritt ist rasant. Die Hybridtechnik, also die Mischung von Elektro- und Verbrennungsmotoren, ist eine Technologie, die wir nicht den Japanern überlassen dürfen. Und die Elektromobilität selbst ist ebenfalls eine Technologie, die in Deutschland Chancen hat. Die großen Autokonzerne haben diese Herausforderung erkannt und arbeiten daran, damit sie nicht hinter, sondern vor der Welle fahren.

Frage: Was genau beinhaltet das neue Positionspapier der FDP zum Thema alternative Energien?

WESTERWELLE: Das Wichtigste ist, dass wir neuen Technologien eine Chance geben. Zu neuen Technologien zählt ausdrücklich auch die verstärkte Nutzung regenerativer Energien. Aber im praktischen Leben zählt dazu auch, dass wir uns beispielsweise im Verkehr auf neue Antriebs-Technologien einlassen. Die emissionsfreie Fortbewegung in den Städten mit Hilfe von Elektromobilen ist eine Technik, die wir gesellschaftlich wollen und deswegen auch politisch unterstützen.

Frage: Wie wollen Sie die Milliardenlöcher stopfen, die dadurch entstehen?

WESTERWELLE: Es werden keine Milliardenlöcher entstehen. Im Gegenteil. Wir werden durch elektrische Autos, die inzwischen ja auch schon eine Reichweite zwischen 100 und 200 Kilometern haben, Strom sehr viel vernünftiger nutzen können. In der Energiepolitik ist das Grundlastthema ein großes Thema, also der Umstand, dass es zu jeder Tageszeit eine Mindestmenge an Stromerzeugung geben muss, damit das Netz nicht zusammenbricht. Deshalb kann man nicht ausschließlich auf regenerative Energien setzen. Denn wenn der Wind nicht weht, muss man trotzdem kochen können, muss trotzdem Strom da sein. Umgekehrt können elektrische Fahrzeuge nachts aufgeladen werden. Der Wind weht auch nachts. Und der sonstige Energiebedarf ist zu dieser Zeit eben nicht mehr so groß. Man kann also auf diese Weise Energie intelligenter nutzen. Das wird, um die Eingangsfrage zu beantworten, nicht Geld kosten, das wird Energie sparen und Geld bringen.

Frage: Ist es realistisch, dass - wie es in einer großen deutschen Wirtschaftszeitung stand - ab dem Jahr 2025 jedes Auto in Deutschland einen Elektroantrieb hat, wo es doch in diesem Jahr gerade einmal 1500 waren und bei den Hybridfahrzeugen 17 000?

WESTERWELLE: Ich bin ja kein grüner Astrologe sondern ein liberaler Realist. Und deswegen möchte ich nicht ideologisch vorschreiben, welche Technologie sich durchsetzt. Ich möchte nur, dass die Politik die Voraussetzungen schafft, damit die verschiedenen Forschungszweige sich gut entwickeln können. Wir werden gleichzeitig mit der Entwicklung elektrischer Autos erleben, dass es Tendenzen in Richtung Dreiliter- und sogar Einliter-Auto geben wird. Das ganze verknüpft mit Hybrid-Antrieben. Dadurch wird der Verkehr nicht nur sauberer, sondern auch leiser. Das alleine macht doch schon das Leben in den Städten lebenswerter. Auf dem Land wird diese Entwicklung alleine schon wegen der größeren Entfernungen und der geringeren Reichweite von Elektrofahrzeugen etwas länger dauern. Dort wird es wohl eher eine Tendenz Richtung Hybridtechnologie geben oder in Richtung Energie sparender Verbrennungsmotoren. Was aber im Jahr 2025 sein wird, wage ich nicht vorherzusagen. Wenn mir jemand 1984, als die erste Email an der Univer sität Karlsruhe empfangen wurde, gesagt hätte: "Das wird die vorrangige Kommunikationstechnologie sein, wenn du Mitte 40 bist" - geglaubt hätte ich es nicht.

Frage: Hat Deutschland in Vergleich zu Japan beispielsweise die Entwicklung alternativer Antriebstechnologien verschlafen?

WESTERWELLE: Ich will mich nicht einreihen in die Schar derjenigen Kritiker, die nachher immer alles besser wissen. Ich schaue nach vorne und habe den Eindruck, dass die deutschen Automobilhersteller die Chancen erkannt haben ebenso wie die Zeichen der Zeit und auch genau wissen, dass sie Hand in Hand mit guten Rahmenbedingungen der Politik in der Lage sein werden, mit deutscher Spitzentechnologie die Welt zu überzeugen. Wir haben eine sehr gute Chance, mit unserer großartigen Automobiltechnologie auch den Forschritt in diesem Segment zu bestimmen und anzuführen.