Schlecker wird zerschlagen
Wirtschaftspolitiker Thomas L. Kemmerich, MdL
Wirtschaftspolitiker Thomas L. Kemmerich, MdL

"Die Einzelschicksale in einem medial so aufgeputschten Verfahren sind nach dem endgültigen Aus für die insolvente Drogeriemarktkette Schlecker als tragisch zu bewerten", betont Thomas L. Kemmerich. Der Bundesvorsitzende des Liberalen Mittelstandes ist abgesehen davon jedoch erleichtert, dass dem Schrecken ohne Ende ein Ende mit Schrecken vorgezogen wurde: Die Gründung einer Transfergesellschaft, Sonderfonds oder andere staatliche Hilfen wären ein zeitlicher Aufschub gewesen, hätten aber am Scheitern des Unternehmens jedoch nichts geändert. Nun müsse Zeit und Geld in die Vermittlung der "Schlecker-Frauen" investiert und zeitnah adäquate Lösungen gefunden werden, Läden an die interessierten Mitbewerber zu veräußern. "Nur so ist es möglich, einen sauberen Schnitt für Schlecker und für die Betroffenen einen Neuanfang zu bewerkstelligen", bleibt Kemmerich optimistisch.

Kritisch hinterfragen müsse man jedoch die Position von Insolvenzverwalter Geiwitz. Zu lange habe dieser das Bild einer möglichen Rettung ausgemalt und das Angebot von Nicolas Berggruen, der Karstadt bereits aus der Insolvenz übernommen hatte, als Option kommuniziert. "Das Ende kam dann sehr schnell und schlug entsprechend mächtig zu." Auch die Rolle von Bsirske & Co. macht es laut Kemmerich nicht erträglicher: Anstatt den demotivierten und resignierten Schlecker-Frauen Perspektiven aufzuzeigen, dirigierten die Arbeitnehmervertreter die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trotz besseren Wissens auf die Straßen und riefen zu Protesten auf. Der wenige Monate zuvor gewerkschaftlich organisierte Aufruf zum Boykott der Schlecker-Läden hat die Erosion des Unternehmens zusätzlich beschleunigt, räumt Kemmerich ein. Politischen Druck mit der Betroffenheit und Angst der Schlecker-Mitarbeiter zu erzeugen stellt den Gewerkschaften kein gutes Zeugnis aus. Lösungen sehen anders aus!

Als Unternehmer und Politiker kann Kemmerich die Lage für Schlecker-Mitarbeiter in Thüringen als günstig einstufen. Die Zahl der Erwerbslosen ist in seinem Heimat-Bundesland unter die 100.000er-Marke im Monat Mai gefallen, 7000 offene Stellen sind verzeichnet. Gesucht werden vor allem Einzelhändler und Verkäufer.

Zur Seite des Liberalen Mittelstands