"Die FDP hat ihre Neuorientierung abgeschlossen. Der Parteitag in Berlin hat der "German Angst‘ den Kampf angesagt, jener Zögerlichkeit also, die im Ausland schon sprichwörtlich auch für die politische Kultur hierzulande geworden ist", so der stellvertretende Landesvorsitzende der Thüringer FDP, Dr. Thomas Nitzsche, einer von 12 Thüringer Delegierten beim Bundesparteitag am Wochenende in Berlin. Der Leitantrag "Projekte für eine Republik der Chancen" sei eine "Agenda der Freien Demokraten für die Zukunft Deutschlands". Er vollende den Leitbildprozess, auf den sich die Partei 2014 voll konzentriert habe. Nun gelte wieder der Vorwärtsgang, wie in Hamburg und Bremen!
Ein Kernziel dieser Agenda sei der Anspruch auf "weltbeste Bildung" - und, "Achtung: das ist genau so gemeint! Nicht als schöne Phrase, sondern als der Aufruf zum Ausbruch aus der Verzagtheit". Denn der bildungspolitische Streit werde derzeit in der Arena viel zu kleinmütiger Ansprüche ausgetragen. "Wer im Bund die Verbesserung um ein paar Plätze im PISA-Mittelfeld anstrebt, der will zu wenig", so der bildungspolitische Sprecher der Thüringer Freien Demokraten. "Wer im Land bei den freien Schulen um 85% statt 80% Finanzierung feilscht, der hat die eigentliche Frage gar nicht gestellt. Wer als Kommunalpolitiker mehr Geld, nicht aber die echte Vollfinanzierung bei den Kitas will, der geht schon mit gesenktem Kopf ans Werk. Wer die duale Ausbildung aushöhlt, ist in die völlig falsche Richtung unterwegs", erklärt Nitzsche, der auch Stadtrat und FDP-Kreisvorsitzende in Jena ist.
"Wir Freie Demokraten wollen das deutsche Bildungssystem bis 2030 in allen Bereichen wieder zurück an die Weltspitze führen. Das wird Kraft kosten: Wenn wir es ernst meinen mit Spitzenqualität in der frühkindlichen Bildung, dann geht das nur mit hoch motiviertem und bestens ausgebildetem Personal, das dann aber auch - siehe Kitastreik - beim Gehalt entsprechend eingestuft sein muss. Das kostet richtig viel Geld, ist aber weit wichtiger als der Kampf um gebührenfreie Kitajahre. Stellen wir uns doch mal demografisch, volkswirtschaftlich und gesamtgesellschaftlich die entscheidende Frage: Wollen wir am Modell der arbeitenden Väter und Mütter festhalten? Und wenn ja, was ist uns das System Kita dann wert?", fragt Nitzsche und weiter:
"Wenn wir es mit der eigenverantwortlichen Schule und dem digitalen Klassenzimmer ernst meinen, wenn wir den Hochschulen dauerhaft eine auskömmliche Grundfinanzierung sichern wollen, dann ist auch das beides richtig teuer. Stellen wir uns die Gretchen-Frage auch hier: Können sich Länder und Kommunen allein einen solchen Anspruch wirklich leisten? Wenn nicht, dann machen wir uns doch frei von den Zwängen, die eine Beteiligung des Bundes ausschließen. Organisieren wir einen echten Wettbewerbsföderalismus bei bundeseinheitlichen Standards."
Ein bekannter deutscher Autohersteller werbe mit dem Slogan "Umparken im Kopf". "Ohne eine solch grundsätzliche Reform der Mentalität wird uns eine wirkliche Reform unseres Bildungssystems nicht gelingen. "Ja, aber‘ war gestern, wenn wir es denn alle miteinander ernst meinen", so der liberale Bildungspolitiker abschließend.