Bildung
Dr. Thomas Nitzsche
Dr. Thomas Nitzsche

Zum Beitrag "SPD will Schulträger-Veto kippen" in der heutigen OTZ erklärt der bildungspolitische Sprecher der FDP Thüringen, Dr. Thomas Nitzsche:

Die Gemeinschaftsschule kann eine wunderbare Ergänzung der Thüringer Schullandschaft sein. Gute Beispiele gibt es schon. Das Ziel sozialdemokratischer Bildungsphantasterei ist aber nicht Ergänzung, sondern: die eine Schule für alle gleich. Minister Matschie war dabei immerhin der Eindruck wichtig, als strebe er Gleichbehandlung, Freiwilligkeit und Einvernehmen an. In Wahrheit freilich hat er, wie in Grimms Märchen die Stiefmutter, das eigene Kind bevorzugt, wo es nur geht. Er hat damit in nur einer Legislatur unsere Schullandschaft an den Punkt getrieben, wo sie nichts dringender braucht als: Schulfrieden.

Unsere Kinder haben Regelschulen und Gymnasien verdient, die wertgeschätzt werden, die in Ruhe ihre gute Arbeit machen können, die nicht fürchten müssen, von der Landespolitik untergraben zu werden. Sie haben ein Recht auf mehr Praxisnähe in den Lehrplänen, auf eine konzeptionell solide Integration von Flüchtlingskindern, auf das digitale Zeitalter auch im Klassenzimmer statt nur auf dem Schulhof. Das sind die bildungspolitischen Fragen der Zeit, nicht Machtspiele um Schulformen.

Die SPD legt nun Matschies Florett beiseite und zeigt die Brechstange: Weg mit dem Zustimmungsvorbehalt der kommunalen Schulträger! Nach der Melodie: Wenn ihr nicht wollt, müssen wir euch eben zwingen. Werdet ihr schon verstehen, wenn ihr mal groß seid...

Gefochten wird dann mit dem Degen: Clearingstellen. Die werden so funktionieren, wie es schon bis 2014 lief, als viele Schulen keineswegs aus konzeptionellen Erwägungen heraus, sondern aus Angst, sonst unter die Räder genommen zu werden, den "Wunsch" äußerten, sich zur Gemeinschaftsschule entwickeln zu "dürfen".

Die echte Nachfrage nach Gemeinschaftsschulen ist ausgereizt, die kommunalen Schulträger merken das. Geradezu grotesk der Versuch der SPD, das als umgekehrten Ideologievorwurf vor anderen Türen zu kehren. Sie zeigt damit nur eines: außerhalb der von ihr dominierten Städte ist ihr die kommunale Selbstverwaltung einfach nur lästig. Da gruselt es sogar die Linken.



07.03.2016