Kratzen an der Oberfläche wird Strukturproblem nicht lösen

Der gelernte DDR-Bürger wird regelrecht nostalgisch, wenn er dieser Tage die Zeitung liest. 70% der Stellen-Vermittlungen sollen gar keine gewesen sein. Wieviel Planerfüllungen wurden früher gefeiert und gab es gar nicht? Vielleicht erinnert sich ja die eine oder der andere im Arbeitsamt daran und macht es nach, vielleicht hat mancher ja auch noch Erfahrung aus der staatlichen Plankommission.
Ein Personalwechsel in der Nürnberger Behörde scheint nun erstmal vom Tisch. Grundsätzliches an der Arbeitsweise soll sich auch nicht ändern. Prima, also weiter so.
Die Büros der Arbeitsämter beherschen vielleicht viele fleißige Beamte, aber kein Leistungsprinzip. Ob man dort mit der Vermittlungstätigkeit Erfolg hat oder nicht, es hat auf Einkommen oder Stellung keinen Einfluß. In jedem Privatbetrieb ist das anders. Was dort nicht erabeitet wird, ist auch nicht da. Wer keine Leistung zeigt, kriegt früher oder später ernste Probleme.
Arbeitgeber sind mir diesem staatsfinanzierten Vermittlungsdienst des Arbeitsamtes oft unzufrieden, denn er ist ineffektiv. Meldet man eine Stelle an, so wird man nicht selten mit hunderten Bewerbern bombardiert, wohlwissend, dass 99% davon aus verschiedensten Gründen nicht in Frage kommen. Hunderte von Bewerbungen machen aber trotzdem viel Arbeit und kosten daher viel Geld. Arbeitgeber würden also lieber eine effektivere Vermittlung haben. Dafür würde man auch bezahlen, wenn das jetzige Prozedere der Suche von Arbeitnehmern vereinfacht wird. Durch diese Vereinfachung spart man ja ein.
Arbeitnehmern geht es ähnlich. Es gibt Lehrgänge “Wie schreibe ich eine Berwerbung?” Entsteht dadurch irgend ein Arbeitsplatz mehr, kann das also die Zahl der Arbeitslosen senken? Wie unendlich viele Bewerbungen schreibt denn mancher Arbeitslose und welche Erfolgswahrscheinlichkeit haben diese? Wie sehr würde sich ein Arbeitsloser freuen, wenn er statt hundert Berwerbungen nur noch zehn zu schreiben genötigt wäre, dafür aber höhere Treffsicherheit hat? Das Arbeitsamt muß in erster Linie Statistiken erfüllen, Aktivität nachweisen. Daher wird so viel getan und so wenig erreicht.
Warum gibt man die Arbeitsvermittlung nicht vollständig in private Hände? “Kreative” Statistiken gibt es dann nicht. Es gibt nur Vermittlung oder keine und damit Geld oder keines. Private Firmen konzentrieren sich bisher nur auf bestimmte Teilsegmente, wie Fach- und Führungskräfte, daher ergibt sich das Argument, dass die Vermittlung Minderqualifizierter in privater Hand nicht funktioniert. Das ist falsch. Bisher macht es keiner, weil das Arbeitsamt dieses ja kostenlos anbietet. Gegen diese Konkurrenz hat eine Firma keine Chance. Fällt diese Konkurrenz aber weg, ist es durch die Masse ein interessanter Markt. Auf diesem Markt können sich diejenigen ein Standbein erarbeiten, welche die meiste Erfahrung haben. Das sind wiederum die 9% der Beamten des Arbeitsamtes, welche Vermittlungstätigkeit machen. Eine Privatisierung der Arbeitsvermittlung wäre also keine soziale Schandtat, keine Vergrämung von Beamten, sondern deren größte Chance. Sie könnten dann ihr eigener Chef werden.
Ein weiterer Vorteil ist der der eminenten Kosteneinsparung. Wenn so viele Vermittlungen getätigt werden, die eigentlich keine sind, dann wird demnach viel Arbeit gemacht, die nichts bringt, aber viel kostet. Das hört bei einer Privatisierung auf. Das Geld wird gespart und stünde für die Senkung der Lohnnebenkosten zur Verfügung. Diese Senkung wiederum schafft Arbeitsplätze und zwar viel mehr als das Job-Aktiv-Gestetz der Bundesregierung.
In der F.D.P. Thüringen wird nicht nur gestritten. Vielmehr denkt man über derlei Vorstellungen nach und erarbeitet Lösungsvorschläge.





Thomas Vollmar
wirtschaftspolitischer Sprecher (0172-7924500)

15.02.2002 Thomas Vollmar